Pflege liegt am Boden, sagt sie.
Warum interressiert es aber niemanden?
Eigentlich ist ja allen bekannt, was
zur Zeit in Deutschlands Pflegelandschaft passiert.
Fachgremien, Politiker eigentlich
wissen ja alle Bescheid.
Aber ist das so, oder glauben wir nur,
dass es so ist?
Es werden Konzepte für eine
Pflegelandschaft der Zukunft erstellt. Dort sollen Aus- und
Fortbildung geregelt und Wohn- bzw Teilhabekonzepte entwickelt.
Zum grössten Teil auf sehr hohem
fachlichem Niveau.
Warum ist es aber so, dass kaum etwas
davon bekannt ist?
Weil es die Betroffenen nicht
interessiert, weder die Pflegenden, noch die zu Pflegenden und die
Menschen, die erst in Zukunft zu pflegen sind schonmal gar nicht.
Ich würde dieses Phänomen eine
Fachleutefalle nennen.
Die Diskussion um die Zukunft der
Pflege blendet nämlich eine Sache vollständig aus.
Das hier und jetzt. Die jetzige
Situation ist nicht der Ausgangspunkt der Überlegungen.
Die Pflegenden leiden jetzt akut unter
der Situation, aber das ist nur periphär Teil der Betrachtung.
Konzepte wie Pflege in Zukunft
gestaltet werden soll beinhalten nur den Zielpunkt.
Ebenso verhält es sich bei den
zukünftig Betroffenen, sie bekommen nur die Ziele kommuniziert, die
ja gar nicht so schlecht klingen.
Die Fachleute sind sich einig wo die
Reise hingehen soll, soweit so gut.
Die vergessene Dimension ist aber, wie
kommen wir dahin?
Wie wollen wir uns dahin entwickeln?
Was nützt eine Akademisierung zur
Verbesserung der Patientenversorgung, wenn niemand den Job machen
will?
Was nützt eine Generalisierung der
Ausbildung, die ermöglicht in allen Bereichen der Pflege zu
arbeiten, wenn bestimmte Bereiche der Pflege die Kollegen zum
Weglaufen bringt?
Fachleutefalle eben!
Das Ziel ist gut beschrieben, aber der
Weg ist nicht klar.
Keiner kommt auf die Idee zu sagen:
„Wir brauchen jetzt eine Offensive pro Pflegeberufe und das kostet
Geld, unser aller Geld!“
Keiner spricht aus, was alle Pflegenden
jetzt schon wissen. Alle Fachlichkeit ist ohne Zeit zur Durchführung
sinnlos! Dafür braucht es aber mehr Kollegen, die jedoch werden nur
kommen wenn die Bezahlung attraktiver wird. Es sollte zumindest in
dem Bereich bezahlt werden, in dem der duchschnittliche Facharbeiter
in Deutschland liegt, sonst kann ich kaum gute Leute in die
Pflegeberufe bringen.
Die andere Seite der Medallie ist, dass
die meisten gar nicht wissen, was Pflege als Beruf eigentlich macht.
Dass wir nicht dazu da sind, ausschließlich das Wohlbefinden der
Menschen zu fördern, dass wir nicht nur Kaffee bringen und Betten
machen, das weiß kaum jemand.
Warum nicht?
Es weiß kaum jemand, weil wir es ja
tun. Betten machen, Kaffee bringen, Schränkchen putzen etc. Wenn
Pflegende den ganzen Tag Dinge tun, die eigentlich von Hilfskräften
erledigt werden könnten, dann müssen wir uns nicht wundern wenn wir
auch wie Hilfarbeiter wahr genommen werden.
Jetzt werden viele sagen: Aber wir
wissen doch, was die Aufgaben der Pflege sind.
Klar wissen wir das, wir sind ja
Fachleute!
Und da schnappt die Falle wieder zu.
Alles Wissen ist nutzlos, wenn die Wahrnehmung durch andere nicht dem
entspricht und ohnehin die Zeit fehlt fachlich gut zu pflegen.
Wir müssen raus aus dieser Falle, wir
müssen mit den Menschen ins Gespräch kommen, nicht nur mit anderen
Fachleuten. Ja, das heißt auch, dass wir eine Menge aushalten
müssen weil unsere Selbstwahrnehmung nicht der Wahrnehmung der
durchschnittlichen Bevölkerung entspricht.
Das müssen wir aushalten. Wir müssen
aufhören unter uns zu jammern, dass niemand versteht was wir
eigentlich tun!
Sonst werden wir irgendwann zu dem für
das man uns hält, Hilfskräfte ohne Einfluss.
Euer
Garcon de Piss
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen